Wir alle haben Unsicherheiten. Uns allen fällt es mal mehr mal weniger schwer, mit diesen Unsicherheiten umzugehen. Um Gefühle nicht zu verletzen oder unangenehmen zu entgehen, neigen wir dazu, Regeln aufzubauen. Das Problem dabei: Oftmals behandeln Regeln bloß die Symptome zu einem Problem, das unbehandelt bleibt. Und so wird die Regel zum Problem.
Es kann in manchen Situationen nützlich erscheinen, Regeln aufzustellen. Und in einigen Situationen können Regeln sogar zwingend nötig sein. Wenn wir mit einer Situation überfordert sind, ist es zum Beispiel vollkommen legitim, das offen anzusprechen. Solange wir uns bemühen, über die ursächlich zu Grunde liegende Problematik Gedanken zu machen. Regeln können uns dabei den Platz geben, den wir zum Nachdenken brauchen.
Wer zum Beispiel die eigene Beziehung aus einer monogamen Konstellation in eine polyamore öffnet, wird früher oder später auf emotionale Hürden treffen. Es kommt zu Eifersucht oder ganz einfach vor der Angst vorm Alleinsein. Das ist vollkommen normal und nicht zu vermeiden. Hier kann es helfen, einzelne Punkte auf Halde zu setzen, um sich den Raum zu geben, die neuen Eindrücke zu verarbeiten.
Die Krux an der Sache: Symptomatische Regeln sollten immer ein Verfallsdatum haben
Wenn wir uns Regeln auferlegen, um eine unangenehme Situation zu umgehen, passiert es schnell, dass wir uns auf diesen Regeln ausruhen. „Wir machen das jetzt erst einmal so und sprechen noch einmal zu einem anderen Zeitpunkt darüber“ funktioniert nur selten. Ein essentieller Bestandteil sollte deshalb stattdessen sein, eine Deadline zu setzen.
Diese Deadline verpflichtet selbstverständlich nicht dazu, in x Wochen das Problem perfekt beseitigt zu haben. Emotionen funktionieren so nicht und wir können im voraus nicht sagen, wie lange wir brauchen, um etwas zu verarbeiten. Aber die Deadline sollte einen fixen Punkt setzen, zu dem das grundlegende Thema neu evaluiert wird. Gabe es Fortschritte? Wenn ja, welche? Wenn nein, woran liegt das? Und dann kann eine neue Deadline gesetzt werden.
Natürlich kann auch das zu einer unendlichen Kette der Verdrängung führen, doch die Chance tatsächlich, an seinen Problemen zu arbeiten, steigt immens, wenn man sich immer wieder dazu zwingt, diese auch tatsächlich anzugehen.