Fair teilen – Gleiches Recht für Alle?

Eine der größten Herausforderungen in der Polyamorie ist die Handhabe endlicher Ressourcen. Wenn wir mit Menschen Beziehungen eingehen, wollen wir sicher sein, dass alle Beteiligten fair behandelt werden. Aber wie lässt sich zum Beispiel Zeit fair teilen? Oder Raum? Was ist, wenn ein neuer Mensch mit neuen Bedürfnissen dazu kommt?

Miteinander Zeit zu verbringen ist ein hohes Gut. Manche Menschen verbringen gerne so viel Zeit wie möglich miteinander, andere wiederum bevorzugen es, viel Raum für sich alleine zu haben. Wie so oft gibt es hier kein richtig oder falsch. Keine fest verankerten harten Regeln.

Grundlegend ist es wichtig, von vorne herein und kontinuierlich zu kommunizieren, wie die Bedürfnisse jeweils und zur jeweiligen Zeit ausgerichtet sind. Sprecht darüber, wie euer Zeitbedürnis normalerweise aussieht. Was eure Erwartungen sind. Wie eure Bedürnisse sich in guten und wie in schlechten Zeiten ändern.

Punkte Fair teilen – Verlockend, gefährlich

Die hohe Kunst liegt letzten Endes darin, die Bedürdnisse aller zu nehmen und zu sehen, wie allen Beteiligten gerecht werden kann. Und das kann eine kniffelige Angelegenheit sein. Denn reines Punktezählen wird uns hier nichts – vor allem nichts gutes – bringen.

Das liegt unter anderem daran, dass wir unsere Bedürfnisse nicht einfach so quantifizieren können. Wir können nicht einfach fixe Stunden, Tage oder Events festlegen und verteilen und erwarten, dass diese Festlegung immer passt. Denn wir selbst sind nicht immer gleich. Wir wollen nicht immer das Gleiche. Aber auch die Welt um uns herum ist nicht immer gleich.

So braucht eine Person, der es nicht gut geht, zum Beispiel mehr Aufmerksamtkeit – oder weniger, wenn sie alleine sein möchte. Was wiederum mehr Zeit freisetzt – oder mehr Zeit in Anspruch nimmt.

Fair für alle – auch die „Neuen“

Wenn Menschen uns oder denen die wir lieben, näher kommen, bringt das unweigerlich Veränderung mit sich. Neue Menschen brauchen Zeit, Zuneigung und haben insgesamt ihre ganz eigenen Bedürfnisse. Und das wirft einiges durcheinander. Schließlich impliziert eine „neue“ Person, dass bereits etwas „altes“ da ist.

Hierbei passiert es schnell, dass die Macht, die so eine Konstellation innehat unterschätzt werden kann. Auf der einen Seite steht da das Couples Privilege, also das Privileg der vorher miteinander vertrauten Menschen mit all der bereits aufgebauten Intimität. Auf der anderen Seite steht die New Relationship Energy, die euphorische endorphinbeflügelte Phase, die neue Beziehungen mit sich bringen.

Miteinander Verändern

Zeit und Raum haben ihre realen Grenzen. Emotionale Kapazitäten können schwanken. Äußere Umstände können sich ändern. Innere Umstände können sich ändern. Das einzige, was wir dabei fair gestalten können ist, offen damit umzugehen. Wenn wir uns den Freiraum und das Vertrauen für Veränderung lassen, geben wir uns die Chance miteinander zu wachsen, statt uns voller Angst an Gewohnheiten zu klammern.

Glücklich sein ist jedenfalls kein Wettbewerb. Wir sind nicht miteinander zusammen, um Punkte zu zählen, wir sind miteinander zusammen, um einander gut zu tun.

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