Polyamorie – was ist das überhaupt?

Um über Polyamorie reden zu können, müssen wir zunächst einmal wissen, was wir mit diesem Begriff überhaupt meinen. Wie unterscheidet sich Polyamorie von Monogamie? Was ist der Unterschied zu offenen Beziehungen? Wie grenzt sich das Ganze von Affären oder der Swingerszene ab? Und woran erkenne ich, ob Polyamorie das richtige für mich ist?

Polyamorie beschreibt rein begrifflich erst einmal ganz simpel die Liebe zwischen mehreren, also auch mehr als zwei, Menschen. Allerdings geht es hierbei nicht darum, möglichst viel Sex mit möglichst vielen Leuten zu haben. Es geht auch nicht darum, Langeweile auszugleichen oder sich nicht festlegen zu wollen. Vielmehr geht bei der Polyamorie um tatsächliche einvernehmliche zwischenmenschliche Beziehungen.

Monogamie oder Polyamorie? Offene Beziehung oder Affäre?

Die Abgrenzungen zwischen verschiedenen Beziehungsmodellen sind nicht immer ganz einfach zu definieren. Viele Begrifflichkeiten verschwimmen in den individuellen Absprachen, die die jeweiligen Menschen miteinander treffen. Dennoch lassen sich einige Archetypen erkennen, in die sich die meisten Beziehungen auf die eine oder andere Art einordnen lassen:

	Sexuelle Exklusivität	Emotionale Exklusivität	Einvernehmlichkeit
Monogamie	✅	✅	✅
Offene Beziehung	❌	✅	✅
Swinger	❌	✅	✅
Polyamorie	❌	❌	✅
Affäre	❌	❌	❌

Die Welt der Beziehungen

Monogamie

Die klassische Monogamie definiert eine romantische Beziehung sowohl sexuell als auch emotional als exklusiv. Zwei Menschen miteinander für das gesamte Leben. Monogamie wird in der Regel in Form von serieller Monogamie gelebt. Hierbei führen jeweils zwei Menschen eine exklusive Beziehung miteinander. Erst nach einer Trennung wird diese Exklusivität aufgehoben. Diese Beziehungsform dürfte die mit Abstand am weitesten verbreitete Art sein.

Offene Beziehungen / Swinger

Nehmen wir die sexuelle Exklusivität heraus, bewegen wir uns auf den Bereich der offenen Beziehungen zu. Hierbei geht es in der Regel um Paare, die eine emotional exklusive Beziehung führen, aber nebenher weitere sexuelle Kontakte erlaubt sind. Diese Form der Beziehung ist sehr nah mit der Swingerkultur verwandt. Auch hier treffen sich in der Regel Menschen, die lediglich emotional Exklusiv sind. Bei offenen Beziehungen und Swingern geht es im Gegensatz zur Polyamorie in der Regel vorwiegend um den sexuellen Aspekt.

Polyamorie

Polyamorie zeichnet aus, dass mehrere vollwertige Beziehungen gleichzeitig entstehen und wachsen können. Der Fokus liegt hier nicht zwangsläufig im sexuellen Bereich, sondern vielmehr im zwischenmenschlichen und emotionalen Bereich. Selbstverständlich gibt es auch hier wieder etliche Unterformen, doch grundsätzlich geht es bei der (ethischen) Polyamorie um einvernehmliche Liebe und Partnerschaften auf Augenhöhe.

Einvernehmlichkeit All die bisher genannten Beziehungsformen – so wie sämtliche ethisch vertretbare Varianten – setzen voraus, dass ALLE Beteiligten einvernehmlich an diesen teilhaben. Nehmen wir an irgendeiner Stelle die Einvernehmlichkeit heraus, führen wir keine Beziehung mehr, sondern wir üben Gewalt aus.

Der Teufel steckt im Detail

Neben den genannten Formen gibt es natürlich sowohl im Bereich der Monogamie, als auch im Bereich der Polyamorie etlicher weitere Ausprägungen. Es gibt „Monogamish“, was so etwas bedeutet wie „in der Regel Monogam, aber es gibt Ausnahmen“. Auch existieren Swinger, die sich verlieben. Es gibt offene polyamore Beziehungen und geschlossene oder gesättigte „Polyküle“. Ebenfalls recht weit verbreitet sind Mischformen wie die „Mono/Polybeziehung“.

Die beste Art und Weise hier mehr zu erfahren ist, Kontakt zu anderen Menschen zu suchen und sich mit diesen auszutauschen.