Das Outing – wie erzähle ich es den Anderen?

Wie in allen Lebensmodellen, die von der Norm abweichen, stellt sich auch in der Polyamory früher oder später die Frage nach dem Outing. Wie oute ich mich? Möchte ich mich outen? Warum? Eine allgemeingültige Antwort gibt es nicht. Dennoch gibt es den einen oder anderen Punkt zu beleuchten.

Das Outing ist eine zutiefst persönliche Entscheidung. Während die einen sich bisher nie vorstellen konnten, sich jemals zu outen, leben die anderen mit absoluter Selbstverständlichkeit offen mit ihrer Polyamorie. Und beide Varianten – und sämtlich dazwischen liegende – sind vollkommen valide.

Outing als Polyamor – Vor- und Nachteile

Wer nach aussen trägt, polyamor zu leben, hat es leichter, andere polyamore Menschen kennenzulernen. Die Gefahr, geheim gehaltene Partner*innen zu verletzen ist geringer und grundsätzlich ist ein Leben ohne große Geheimnisse meist etwas entspannter. Ein glückliches polyamores Leben bezieht schließlich zu einem gewissen Grad früher oder später auch den nahe stehenden sozialen Umkreis mit ein.

Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Schattenseiten. Polyamor zu sein genießt keinen offiziellen Schutzstatus. Es ist also durchaus möglich, nach einem Outing Diskriminierung ausgesetzt zu sein, gegen die wenig getan werden kann. Auch kann Polyamorie Streitigkeiten um das Thema Sorgerrecht erschweren.

Nicht outen eine Option?

Es gibt etliche valide Gründe dafür, sich nicht outen zu wollen. Doch was hierbei immer bedacht werden muss ist, wie diese Situation sich auf alle Betroffenen auswirkt. Während für ein etabliertes Paar die Geheimhaltung einer dritten Person erst einmal „nur“ ein Geheimnis ist, kann die geheime Person ein vollkommen anderes verletztendes Gefühl bekommen. Scham, Frust und Wut finden nahrhaften Boden in dieser Situation.

Je nachdem, wie unser bisheriges Umfeld aufgestellt ist, kann ein Outing sehr einfach sein oder sehr schwer fallen. Wollen wir aber langfristig glücklich sein, kommen wir über kurz oder lang nicht daran vorbei, zumindest einem Teil unseres Umfeldes von unserem Leben zu erzählen.

Je offener wir es schaffen, mit der Polyamorie umzugehen, desto mehr normalisieren wir diese. Unsere Entscheidung sich zu outen oder nicht ist also sowohl eine persönliche Entscheidung, eine Entscheidung, die deine liebsten Menschen betrifft und gleichzeitig zu einem gewissen Teil sogar etwas politisches. So oder so: Unsere Wege sind so individuell wie wir Menschen nun einmal sind. Es gilt, den jeweils individuell „richtigen“ zu finden.

Schreibe einen Kommentar