Labels – Überflüssig oder sinnvolles Tool?

Poly, Mono, Kinky, Queer, Pan und etliche schier endlose Labels versuchen, die ebenso endlosen unterschiedlichen Arten zu kategorisieren, in denen wir leben. Während die einen ihr vermeintlich perfektes Label gefunden haben, geben sich andere verwirrt. Aber schaffen wir uns wirklich bloß neue Schubladen oder bringen wir etwas Ordnung ins Chaos der Vielfältigkeit, die der Menscheit innewohnt?

Zunächst einmal finde ich es wichtig festzuhalten, dass jedes selbst gewählte Label erst einmal individuell als legitim anzusehen ist. Unterschiedliche Labels können unterschiedliche Konnotationen mit sich bringen. Hieraus können sich verscheidene Fragen, Kritiken oder weitere Labels ergeben. Aber grundsätzlich suchen wir uns unsere Labels erst einmal selbst aus.

Sei doch einfach Mensch

Ich persönlich gehe mit Labels sehr unterschiedlich um. Ein Teil von mir hält sie für mich selbst für überflüssig, immerhin geht es mir als hedonistischer queer, pan, kinky, poly Mensch mehr darum, eine schöne Zeit in dieser Welt mit Menschen zu verbringen, als mir die perfekte Selbstbeschreibung auszudenken. Auf der anderen Seite hat mir persönlich und auch meinem Umfeld schon so manches Mal ein Label geholfen zu wissen, worüber wir eigentlich reden.

So lässt sich bei einzelnen Labels vielleicht argumentieren, dass sie redundant, offensichtlich oder eventuell sogar überfluessig empfunden werden können. Warum zum Beispiel der Begriff Solo Poly anstatt einfach zu sagen: „Hey, ich bin single und ich date aktuell mehrere Menschen. Grundsätzlich lebe ich in ethischen nicht-monogamen Beziehungen“? Exakt. Weil das viel zu lang ist und erst einmal alle erschlägt, die mit dem Thema noch nichts anzufangen wissen.

Kommunikation braucht Definitionen

Es muss nicht jeder Aspekt unseres Lebens durchdefiniert sein. Doch wann immer wir miteinander kommunizieren wollen, ist es wichtig zu wissen, worüber wir eigentlich reden. Erzählen wir zum Beispiel einem monogamen Menschen, der uns nur als Teil eines Paares kennt, von einem Date mit einer Person außerhalb unserer „bekannten“ Beziehung, entscheidet der Begriff Polyamorie in den Augen dieses Menschen den Unterscheid zwischen Fremdgehen und ethischem Verhalten.

Natürlich ist auch das etwas komplexer. Möglicherweise muss danach erst einmal ausführlich Rede und Antwort gestanden werden. Aber zum Schluss kann immerhin gesagt werden „das ist für mich Polyamorie [oder irgendein anderes passendes Label]“

Das richtige Label: Kompliziert

Nun ist Polyamorie in der Regel zum Beispiel aber ein viel zu weit gefasster Begriff, um auf die individuelle Situation einzugehen. Ein spezifischerer Begriff könnte wiederum auf Unwissenheit treffen. So oder so, der gewählte Begriff ermöglicht jedenfalls erst einmal eine grobe Einordnung. und wer will schon jedes Mal, wenn das Thema aufkommt seine halbe Lebensgeschichte erzählen, wenn das Wort „Polyamorie“ einen guten Teil dieser Konversation einfach übernimmt?

Labels können verwirren, aber sie können auch ungemein nützlich sein. So wie alles im Leben kann es nicht schaden, gewählte Labels hin und wieder zu hinterfragen. Selbst wenn sie sich nie wieder ändern und alles beim Alten bleibt. Es hilft zu wissen, wer wir sind und es hilft zu wissen, wie wir uns anderen, wenn gewünscht, präsentieren können.

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