Da meisten Menschen mit dem klassischen monogamen Beziehungsbild aufwachsen, kommen viele früher oder später in die Situation, in einer monogamen Beziehung zu sein, aber ein Auge auf die Polyamorie geworfen zu haben. Es besteht vielleicht sogar schon ein konkreter Wunsch, die Beziehung zu öffnen. Doch wie spreche ich darüber? Wann ist der richtige Zeitpunkt? Was sage ich?
Zunächst einmal ist es relativ wichtig zu betonen: Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt. Es gibt natürlich durchaus Zeitpunkte, wie akute massive Krisen, die sich weniger eignen, aber grundsätzlich ist nie der „richtige“ aber auch fast nie der „falsche“ Zeitpunkt. Der Grund dafür ist ganz einfach: Wer einem Partner oder einer Partnerin eröffnet, sich mit Polyamorie auseinandersetzen zu wollen, stellt in den meisten Fällen zunächst die Grundfesten der bestehenden Beziehung an sich in Frage.
Die Zeit ist jetzt, aber lasst euch Zeit
Wir können uns am Anfang unserer Reise in die Welt der Polyamorie anpirschen. Frage zum Beispiel erst einmal ohne Bezug zur tatsächlichen Beziehung, ob schon einmal davon gehört wurde, oder wie der*die Partner*in dazu steht. Dies kann einen ersten Einblick geben, wie die Reaktionen ausfallen könnten. ABER: Ruhe dich auf keinen Fall auf dieser passiven Frageweise aus. Schlussendlich hilft nur ein offener, ehrlicher und direkter Dialog!
Je nachdem, wie die Person eingestellt ist, die uns gegenüber sitzt, kann es eine Weile dauern, bis alleine die Existenz der Thematik Polyamorie verarbeitet ist. Im Anschluss kommt es zu zahlreichen Diskussionen und Überlegungen, die immer wieder neue Dinge ins Rollen bringen können. Selbst im Optimalfall bedeutet das große Eröffnungsgespräch mitnichten, dass das gröbste nun geschafft ist. je nach involvierten Personen kann die Dauer diese Prozesses gewaltig variieren.
Wichtig ist, lasst euch Zeit. Geht aufeinander ein. Hört einander zu.
Warum Polyamorie? Warum nicht Monogamie?
Bevor du das Gespräch eröffnest, ergibt es Sinn, sich dazu Gedanken zu machen, warum du die Beziehung öffnen möchtest. Was sind die ansprechenden Dinge, die du in der Polyamorie siehst? Was die Fallstricke? Wenn der Partner oder die Partnerin nicht mit dieser Thematik rechnet, ist es gut, ein paar Antworten parat zu haben. Hierbei ist es unter anderem entscheidend, in diesem Empfindlichen Moment den Ängsten und Sorgen beider Seiten zuzuhören und sie zu verinnerlichen. Welche Emotionen löst die Thematik aus? Welche Ideen kommen ins Spiel? Sei so ehrlich wie möglich in deinen Bedürfnissen, aber behalte auch im Hinterkopf, dass die Lage emotional aufgeladen ist und sei sanft. Direkte Kommunikation und Empathie sind hier die primären Zauberworte.
Ist das Eis erst einmal gebrochen, ist es an der Zeit, sich ausgiebig zu unterhalten. Ist es eine Option für dein Gegenüber, die Beziehung zu öffnen? Eine monogame Beziehung in eine polyamore Beziehung zu öffnen, ergibt nur und absolut ohne Ausnahme Sinn, wenn alle involvierten diesen Schritt tatsächlich gehen WOLLEN. Manche Menschen, für den Moment vermutlich sogar die meisten, wollen monogam leben und sind mit einer exklusiven Konstellation glücklich. Und das ist vollkommen okay und legitim. Erst wenn beide bereit sind, von diesem Muster abzuweichen, kann es – vorsichtig – los gehen. Setzt euch mit Literatur auseinander und nähert euch dem Thema an. Denkt aber daran: Ihr redet darüber, weitere Menschen in euer Leben aufzunehmen. Bedenkt also bei jedem Punkt immer mit, dass jegliche Regel sich auch auf diese neuen Menschen auswirken wird und wählt den hierfür gesetzten Rahmen mit Bedacht.
Ist die Frage gestellt, ist die Katze aus dem Sack
Wird das Thema Polyamorie nicht freudig empfangen, bringt das wiederum einen ganz neuen Sack an Fragen mit sich. Wie wichtig ist es der fragenden Person, die Beziehung zu öffnen? Kann diese monogam glücklich bleiben oder werden? Sich mit sich selbst und seinen Bedürfnissen auseinanderzusetzen ist verdammt schwer. Und diese grundsätzliche Frage ist eine der schwersten. Kommst du zu dem Schluss, dass Monogamie dich nicht glücklich machen wird, sei fair. Äußere deine Gedanken. Nutze sie niemals(!) um Druck aufzubauen. Aber mache klare Aussagen. Und zieht dann gemeinsam eure Schlüsse daraus.
Sobald die Frage nach dem Öffnen einer Beziehung erst einmal gestellt ist, ist bereits eine Veränderung passiert. So oder so, steht das Thema im Raum und ihr müsst im Anschluss damit umgehen. Aber das ist etwas gutes. Denn egal, ob ihr euch an die Polyamorie wagt oder ihr doch bei der Monogamie bleibt, Kommunikation ist immer wichtig. Mit einem so schweren Thema umzugehen, gibt euch für sämtliche Beziehungsformen die nötigen Werkzeuge in die Hand, um glücklich werden zu können.
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