Ich denke was, was du nicht denkst

In vielen Köpfen gibt es die weit verbreitete Annahme, dass Menschen, die sich lieben, sich schon irgendwie automatisch verstehen würden. Dass, wenn wir nur auf einer Wellenlänge sind, Worte überflüssig werden. Diese Annahme mag zwar romantisch und in der Theorie eine schöne sein, sie bringt allerdings fatale Folgen mit sich.

Unsere Wahrnehmung unterscheidet sich von der Wahrnehmung anderer Menschen. Egal was wir sehen, fühlen, denken, ein anderer Mensch wird den vermeintlich gleichen Eindruck anders wahrnehmen. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen, bestehen wir nicht zu 100% aus exakt gleich geschalteten Neuronen. Unsere Körper sind verschieden. Unsere Erfahrungen sind unterschiedlich. Und entsprechend ist auch das, was wir erwarten und denken anders.

„Wenn er*sie mich wirklich liebt, wird er*sie das schon merken…“

In Beziehungen herrscht häufig trotz alledem die Annahme vor, „wahre Liebe“ würde uns die Fähigkeit geben, automatisch zu wissen, was die Bedürfnisse der jeweils anderen Person sind. Dabei liegt die Wurzel nahezu aller Konflikte in der Regel in Missverständnissen oder fehlender Kommunikation.

In der Regel gehen wir erstmal von dem aus, was wir kennen: Unsere eigene Erfahrung. Diese Erfahrung auf Situationen und andere Menschen zu projizieren, ist eine der Lieblingsaufgaben unseres Gehirns.

Miteinander denken, miteinander wachsen

Natürlich will ich damit nicht abstreiten, dass wir uns einander annähern können. Dass wir mit der Zeit lernen, wie die jeweils andere(n) Person(en) ticken. Dennoch sollten wir niemals vergessen, dass wir alle uns ständig weiterentwickeln. Unsere Bedürfnisse verändern sich. Unser Umfeld verändert sich. Unsere Erwartungen verändern sich. Wenn wir also wollen, dass wir uns gemeinsam verändern, müssen wir auch gemeinsam daran arbeiten.

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