“Ich habe nichts zu verbergen” ist ein gerne genommenes Argument, wenn es um die Aufhebung der Privatsphäre geht. In der Politik werden mit diesem Satz immer wieder neue Überwachungsgesetze durchgewunken. Grundrechte werden beschnitten. Aber auch in Beziehungen tendieren wir dazu, unsere Privatsphäre vorschnell aufzugeben. Auf Kosten unseres Vertrauen.
In vielen Beziehungen ist es vollkommen normal, dass Handys entweder nicht gesperrt sind oder Partnerinnen den Unlockcode kennen. Und zunächst einmal ist das auch nichts verwerfliches. Schließlich ist es bequem, kurz etwas googeln zu können, statt aufzustehen und das eigene Handy zu benutzen. (Das hieße schließlich Bewegung. Örgs. :D) Schwierig wird das Ganze erst, wenn über die Funktionalität hinaus der Blick auf das Handy zur Kontrolle wird.
Deine Nachrichten sind nicht nur deine Nachrichten
Wenn der Blick auf das Handy als Kontrolle von etwas dienen soll, ist etwas grundlegendes mit der Beziehung nicht mehr in Ordnung. Das Vertrauen wurde auf irgendeine Art beschädigt. Es kommen Ängste auf. Solche Momente benötigen eine vorsichtige Handhabe. Denn wenn wir Angst empfinden, neigen wir zu irrationalen Handlungen.
Wenn wir die Nachrichten eines Partners ungefragt öffnen, verletzen wir dessen Privatsphäre. Und wenn wir die Nachtrichten einer Partnerin aus Misstrauen sehen wollen, verletzen wir deren Gefühle. Ein weiterer Part, der bei dieser Diskussion gerne übersehen wird, ist die Tatsache, dass die Nachrichten nicht nur eure Nachrichten sind. Es ist immer mindestens eine weitere Person involviert. Auch diese Person hat ein Recht auf Privatsphäre.
Wenn das Misstrauen zu stark wird
Nimmt das Misstrauen starke Ausmaße an, kommen wir an einen wichtigen Scheideweg. Der wichtigste Punkt and dieser Stelle ist: Widerstehe dem Drang, einen Kontrollblick zu wagen. Selbst wenn du dir SICHER bist, dass du etwas finden würdest lass es sein. Konzentriere dich auf das, was unmittelbar erreichbar ist: Das fehlende Vertrauen.
Es gibt bei einem Kontrollblick nur wenige Varianten
- Szenario 1: Du hattest Recht und du findest etwas. Das Ergebnis ist eine gebrochene Vertrauensbasis.
- Szenario 2: Du hattest Unrecht und du findest nichts. Du hast das Vertrauen gebrochen. Das Ergebnis ist eine gebrochene Vertrauensbasis.
Du siehst also, so oder so ist das Vertrauen ein Problem. Wenn wir eine gesunde Beziehung aufbauen wollen, ist aber genau das die entscheidende Grundlage für nahezu alles, was folgt. Die einzige Möglichkeit, das Vertrauensverhältnis zu retten wäre:
- Szenario 3: Kommunikation. Du suchst das Gespräch. Das Ergebnis ist offen. Es kann das Ende der Beziehung bedeuten oder den Anfang einer noch besseren Vertrauensbasis.
Fehlt Vertrauen in einer Beziehung, liegt etwas grundsätzliches in der Luft. Die Lösung hier lautet immer Kommunikation. Nicht der Blick auf das Handy. Sucht das Gespräch. Oder wenn nichts mehr funktioniert, zieht eure Schlüsse und geht den Weg der Trennung. Aber lasst euch nicht dazu verleiten, eure und/oder anderer Menschen Privatsphäre zu missachten.
Und als präventive Maßnahme: Sprecht über das Thema, bevor es zu Problemen kommt. Wir alle gehen mit unserer Privatspähre anders um. Es braucht nicht unbedingt feste Regeln und Bedingungen für jedes kleinste Detail, aber setzt euch mit dem Ganzen auseinander. 🙂
[…] erfahren mussten, in der der Realität gar nicht so einfach. Doch genau so, wie wir Kommunikation, Vertrauen und Self-Care lernen können, ist auch die Wahl unserer Partner*innen eine lernbare […]