Die Lücke zwischen Wunsch und Realität – “Minding the gap”

Die meisten Menschen idealisieren und romantisieren ihre eigenen Geschichten. Und so ist es nicht überraschend, dass auch unter polyamor lebenden Menschen eine Lücke existiert. Eine Lücke zwischen dem, was unsere Werte ausmacht und zwischen dem, was wir leben. Es ist wichtig, sich dieser Lücke bewusst zu sein. Denn ignorieren wir sie, führt sie unweigerlich zu Problemen.

Das Grundsätzliche Problem mit einem idealistischen Blick auf die Welt der Polyamorie, ist das damit einhergehende Risiko. Setzen wir uns nicht mit den Schwierigkeiten auseinander, die Polyamorie mit sich bringt, laufen wir Gefahr, Menschen zu verletzen. Und setzen wir uns nicht mit unseren eigenen Ecken und Kanten auseinander, werden wir uns unweigerlich an ihnen stoßen.

Verstehe, wo du bist – Kenne deine Lücke(n)

“Minding the Gap” beschreibt das Bestreben, die Lücke zwischen dem was wir moralisch vertreten und dem wie wir tatsächlich handeln zu schließen. Die Diskrepanzen, um die es hier geht, können in vollkommen unterschiedlichen Facetten auftreten. Manche sind offensichtlich, andere schleichen sich unbemerkt an. Und das ist vollkommen normal. Wir dürfen nur nicht vergessen, diese Lücken zu beachten und mit ihnen zu arbeiten.

Selbst noch so reflektierte Menschen sind regelmäßig Opfer ihrer eigenen Voreingenommenheiten. Es gibt den Confirmation-Bias, nach dem wir Informationen mehr glauben schenken, die unsere Ansichten bestätigen. Es gibt der Conversation-Bias, nach dem wir vergangenes romantisieren und zum klassischen “Früher war alles besser” kommen. Und auch jenseits dessen gibt es zahlreiche Fallstricke, die uns unser eigenen Gehirn jeden Tag stellt. Sich dessen bewusst zu sein, ist ein enorm wichtiger Grundbaustein für ein erfülltes Leben.

Genau so verhält es sich mit unserer Lücke zwischen Werten und Handlung.

Wir alle haben Lücken – Deal with it

Zu wissen, wo wir stehen und was unsere Lücken sind gibt uns Macht. Denn nur wenn wir wissen, wo unsere Schwächen, unsere Trigger und unsere Dissonanzen versteckt sind, kennen wir auch unsere Grenzen. Und nur wenn wir unsere Grenzen kennen, können wir uns um uns und um unsere Mitmenschen kümmern.

Alle Menschen nehmen im laufe ihres Lebens die ein oder andere Delle mit. Wir alle haben Dinge, an denen wir arbeiten (müssen). Sich das regelmäßig in Erinnerung zu rufen, wird eine massive Hilfe dabei sein, sich weiter zu entwickeln.

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